Bei Leitzweiler handelt es sich um eine
Adelsgründung des 8. oder 9. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden
alle Weiler-Orte als Folge des Bevölkerungszuwachses
gegründet. Dabei steckt in "Leitz" der Name des Gründers
unseres Ortes, sehr wahrscheinlich der im Frühmittelalter sehr
verbreitete Name Leudoin.
Aus
dem
Kirchenvisituationsprotokoll des Oberamtes Lichtenberg 1609,
Pfarrei Wolfersweiler(evangelisch):
Einwohnerliste
Leitzweiler von 1609 |
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Häuser/
Herdstellen
|
Eheleute
|
Witwer/
Witwen
|
Kinder
|
davon
Söhne
|
davon
Töchter
|
Knechte
|
Mägde
|
Seelen
gesamt
|
Leitzweiler
|
5
|
16
|
1
|
20
|
11
|
9
|
--
|
--
|
37
|
Rohrbach
|
5
|
10
|
3
|
11
|
4
|
7
|
2
|
2
|
28
|
Rückweiler
|
6
|
15
|
--
|
14
|
10
|
4
|
3
|
2
|
34
|
Gimb-
und Frudesweiler
|
13
|
28
|
1
|
32
|
18
|
14
|
--
|
--
|
61
|
Wolfersweiler
|
35
|
70
|
8
|
99
|
42
|
57
|
8
|
9
|
194
|
1620 trat ein neuer Vertrag zwischen Pfalz-Zweibrücken
und Wertenstein in Kraft. Dieser legte das Amtsverhör in
Civil-, Personal- und Realsachen der Herrschaft
Wertenstein in die Hand, die Hochgerichtsbarkeit blieb jedoch bei
Pfalz-Zweibrücken. U.a. waren zuvor Probleme beim Besuch des
Wochenmarktes aufgetreten. Die Leitzweiler waren gezwungen, diesen
in Baumholder zu besuchen. Wenn sie dort nicht erschienen, hatten
sie Strafen zu zahlen, sogar dann, wenn sie am gleichen Tag
Frohndienst in Wertenstein leisten mussten. Mit diesem Vertrag
waren für diesen Fall keine Strafe zu bezahlen, wenn eine
Bescheinigung eines Beamten von Wertenstein
vorlag.
Der
30jährige Krieg (1618-1648) brachte unserer
Gegend Plünderungen, Verwüstung und Zerstörung. Die
Folgen waren Hunger und Seuchen, die die Bevölkerung
nachhaltig dezimierten.
Leitzweiler
und Heimbach brannten 1635
völlig nieder. Einer
Überlieferung zufolge sollen Leitzweiler Bürger auf die
Burg Birkenfeld geflüchtet sein.
Erst 1664 werden in
Heimbach und in Leitzweiler
wieder
je zwei Einwohner aufgeführt. In Leitzweiler handelte
es sich dabei der Erzählung nach um einen französischen
Soldaten mit Namen "Werle". Und tatsächlich tauchen in dem
Familienbuch Hoppstädten-Weiersbach die ersten Familien mit
Namen "Werle" ausschließlich in Leitzweiler auf. Dieser Name
hat bis heute eine erstaunliche Verbreitung erfahren. Es gibt kaum
ein Dorf in der näheren Umgebung Leitzweilers, in dem dieser
Name nicht zahlreich vertreten wäre.
Darüber hinaus war erst dieses neu aufgebaute Dörfchen
auf dem Boden des heutigen Leitzweilers gelegen. Das vor dem
30jährigen Krieg existierende Dorf war wohl 100-200m
näher an Heimbach zu finden.
1667 gelang es
Lothringen schließlich
endgültig, seine Landeshoheit über die Herrschaft
Wertenstein durchzusetzen. Damit waren die Jahrhunderte alten
Streitigkeiten mit Oberstein oder Pfalz-Zweibrücken endlich
beigelegt. Leitzweiler gehörte nun zum Oberen Amte
Schaumburg.
Der letzte Herr von Schloss Wertenstein starb 1745. In den
folgenden Jahren (1748 bis 1754) verkauften dessen Nachkommen die
Herrschaft an die Abtei Tholey, die sich so die Zehntrechte
sicherte. Weiterhin übte die Abtei die niedere Gerichtsbarkeit
aus, während die Hochgerichtsbarkeit nach wie vor bei dem
Herzog von Lothringen lag. Berufungen mussten daher in Nancy
eingebracht werden.
1766
starb der letzte Herzog von Lothringen,
Frankreich trat das
Erbe an. Doch
schon
nach wenigen Jahren fädelte der Herzog von Zweibrücken
einen Tausch mit Frankreich ein.
Zweibrücken
tauschte Orte im
Elsaß gegen die Ortschaften Freisen, Heimbach, Weiersbach,
Bleiderdingen und Leitzweiler. Durch diese Ortschaften gelang es
dem Herzog
1783,
Lücken in seinem Besitz zu schließen.
Im November 1792, drei Jahre nach der französischen
Revolution, fielen französische Revolutionstruppen über
unsere Gegend her. Auch
Leitzweiler
wurde von den Franzosen
niedergebrannt, jedoch
handelte es sich dabei wohl um eine Verwechslung mit dem wenige
Kilometer entfernten Eitzweiler,welches im heutigen Saarland liegt.
Als Entschädigung sollten die Eitzweilerer Bürger den
Leitzweilern Eichenholz für den Wiederaufbau liefern.
Stattdessen bekamen die Leitzweiler nur Holz der Esche, das im
Gegensatz zur Eiche nicht beliebt ist, da sich der Holzwurm darin
wohlfühlt. Mit dem Frieden von Campo Formio im
Oktober 1797
wurde das
linksrheinische
Gebiet an
Frankreich
abgetreten. Alle herrschaftlichen Güter wurden verstaatlich
und französische Gesetze eingeführt. Leitzweiler war Teil
des Saardepartements im Kanton Birkenfeld.
Einwohnerentwicklung in
Leitzweiler:
|
1609
|
1623
|
1635-1663
|
1664
|
1816
|
1819
|
1843
|
1861
|
1871
|
1895 |
37
|
28
|
verlassen
|
2
|
93
|
105
|
111
|
118
|
153
|
130 |
|
1926 |
1950 |
1958 |
1961 |
1978 |
1990 |
1992 |
2004
|
heute
|
|
153 |
180 |
174 |
166 |
132 |
110 |
124 |
130 |
ca. 115
|
|
Der französische Feldzug ging weiter, beendete 1806 das
1000jährige Bestehen des "Heiligen römischen Reiches
Deutscher Nation". Erst 1813 erlitt Napoleon in der
Völkerschlacht von Leipzig eine entscheidende Niederlage. Die
französische Armee floh schließlich nach Paris, wurde
aber von den Preußen verfolgt. So wurde das linksrheinische
Gebiet wieder von den Franzosen befreit und gemäß
Vertrag vom
Mai 1814 unter
eine kaiserlich-königlich-österreichische und
königlich-bayrische
Landesverwaltungskommission
gestellt.
Leitzweiler lag im Amtsbezirk Berschweiler im Kanton Baumholder im
Kreis Birkenfeld.
1814/15 schließlich tagte der Wiener Kongress, der Europa
nach der Zeit von Napoleon neu gliedern sollte. Im
April 1815
fielen große Teile
der
nunmehr herrenlosen Gebiete an
Preußen.
Die neu gebildeten
Kantone St.Wendel, Grumbach und Baumholder, darunter auch
Leitzweiler, wurden in der Schlussakte des Wiener Kongresses jedoch
dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld als Entschädigung
für die den Verbündeten geleistete Hilfe
zugesprochen.
Das
Wappen des
Fürstentum Lichtenberg
|
Im September 1816 nahm Sachsen-Coburg das
zugesprochene Gebiet mit 25000 Seelen und einer Fläche von
8,25 Quadratmeilen in Besitz. Regierungssitz des ab 1819 unter
dem Namen "Fürstentum Lichtenberg"
geführten Landstrichs war St.Wendel. Das im Norden
Leitzweilers gelegene Weiersbach wurde wie große Teile des
heutigen Kreis Birkenfeld dem Großherzogtum Oldenburg
zugesprochen und als "Fürstentum Birkenfeld" geführt.
Somit war Leitzweiler ein Grenzdorf zwischen diesen beiden
Fürstentümern.
|
1832 fand
schließlich das
Hambacher Fest statt, bei
dem
über 20000 Menschen für Freiheit, Demokratie und
nationale Einheit demonstrierten. Da es auch in St.Wendel zu
Ausschreitungen kam, beschloss der Herzog, das Fürstentum
Lichtenberg an Preußen
zu verkaufen. Für
2,1 Mio Taler wechselte es somit 1834
den Besitzer. Preußen
gliederte die Neuerwerbung als "Kreis St.Wendel" in den
Regierungsbezirk Trier ein. Somit war zwischen Leitzweiler und
Weiersbach nun die Grenze des Königreich Preußen und des
Großherzogtum Oldenburg. Noch heute erinnert ein großer
Grenzstein mit den Buchstaben "KP" auf der Seite Leitzweilers und
"GO" auf der Seite Weiersbachs an diese Zeit.
|
Die
Wirren der Herrschaft über
Leitzweiler:
|
|
1816
gab es in
Leitzweiler: |
bis
1444
|
Grafschaft
Veldenz |
|
- 6 Ochsen
- 13 Pferde
- 20 Rinder und Kälber
- 35 Kühe
- 62 Schweine
- 182 Schafe und
- 93 Einwohner
|
1444
- 1667
|
Pfalz-Zweibrücken |
|
1667
- 1766
|
Lothringen |
|
1766
- 1783
|
Königreich
Frankreich
|
|
1783
- 1797
|
Pfalz-Zweibrücken
|
|
1797
- 1814
|
Frankreich
|
|
1814
- 1816
|
unter
österreichisch-bayrischer, später preußischer
Verwaltung
|
|
1816
- 1834
|
Fürstentum
Lichtenberg (zu Sachsen-Coburg-Saalfeld) |
|
ab
1834
|
Preußen
|
|
Als Folge der Niederlage des 1. Weltkriegs und dem daraus
resultierenden Versailler Vertrag (
1919)
wurde der Kreis St.Wendel
aufgeteilt. 26 der insgesamt 94 Gemeinden wurden dem neu
errichteten Saargebiet zugeschlagen, das unter der Verwaltung des
Völkerbunds stand. Leitzweiler entkam dem Saargebiet knapp und
bildetete von nun an mit den anderen 67 Gemeinden den
"Landkreis
St.Wendel-Baumholder
(Rest)". Sitz der Kreisverwaltung war von nun an
Baumholder.
|
|
In
den 1930er formierten sich die Männer des
Dorfes zu einer Art Musikverein.
(1000*650, 70KB - mit Namen)
|
Leitzweiler um 1940 und heute
(2000*1000, 200KB) |
1937 gingen
mit dem Groß-Hamburg-Gesetz die Oldenburg zugehörigen
Gemeinden im Norden Leitzweilers an Preußen über.
Zusammen mit dem Restkreis St.Wendel-Baumholder wurde der neue
preußische
Kreis
Birkenfeld erschaffen, zu dem Leitzweiler auch heute noch
gehört.
Leitzweiler Schulphotos aus über
einem halben Jahrhundert
|
Kirchlich war Leitzweiler
lange Zeit
Teil der katholischen Pfarrei Bleiderdingen. Bis 1932 wurden sogar
unsere Toten in Bleiderdingen bestattet, erst dann erhielt
Leitzweiler einen eigenen Friedhof. 1947
gelangte unsere Ortsgemeinde
jedoch von der Pfarrei Bleiderdingen zur Pfarrei Rückweiler.
Selbst eine
Unterschriftenaktion der Bürger nützte nichts. Aus
Protest gingen viele Leitzweiler noch lange nach Bleiderdingen in
die Kirche, einige sogar nach Heimbach.
Quellen:
1) Familienbuch der Ortsgemeinde Hoppstädten-Weiersbach, Rudi
Jung, 1986
2) Heimatbuch Freisen, Rudi Jung, 1973
3) Nahe-Zeitung 4.11.1998
4) Bleiderdingen, Wolfgang H. München, 1985
5) Erzählungen von Martha Gansemer und Alois Schäfer
6) Dr. Martina Pitz, Uni Saarbrücken